Zuflucht im Schönen No. 36: Sarah Haffner, ihr berühmter Vater Sebastian Haffner und Bilder in Reihen

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Sarah Haffners Vater war der Publizist Sebastian Haffner ... 

der als Raimund Pretzel 1907 in Berlin geboren wurde, wo er 1999 auch starb. Als engagierter Journalist emigrierte er 1935 aus Protest gegen die Nazis nach London, wo er 1938 seine Verlobte Erika Schmidt-Landry heiratete, die schon vorausgeflohen war, Sarah Haffners Mutter. Erikas Familie war zum Protestantismus konvertierte und wurde durch die "Nürnberger Rassengesetze" der Nazis zu "Juden gemacht" in dem Sinne, den Hannah Arendt ihn gebraucht: Sie wurden abgestempelt und verfolgt. 

Raimund Pretzel veröffentlichte 1940 unter dem Pseudonym Sebastian Haffner das Buch "Germany. Jekyll and Hyde", in dem er den Briten versuchte, die Situation in Nazideutschland zu erklären, und wie man evtl. die Deutschen beeinflussen könnte, um sie vom Wahn des Nationalismus zu befreien. Seit diesem Buch nannte er sich Sebastian - von Bach - und Mozarts Haffnersinfonie. 

Haffner, der mit der Familie 1954 nach Berlin als Korrespondent für den englischen "Observer" zurückkehrte, publizierte Artikel, saß in Werner Höfers Internationalem Frühschoppen, einer TV-Sendung, in der die Ereignisse der Woche diskutiert wurden, und veröffentlichte etliche Bücher über die deutsche Geschichte.

Das Buch, das vielleicht die meiste Furore machte, waren seine  "Anmerkungen zu Hitler", 1978. Darin erklärt er knapp, leidenschaftlich und mit durchdringender Brillanz den Werdegang Hitlers, die Faszination der Deutschen für ihn und die Mechanismen, wie der Nationalsozialismus so erfolgreich werden konnte.

Sarah Haffner hatte ein schwieriges Verhältnis zu ihrem Vater, der sehr streng war und ihr absprach, es als Malerin zu schaffen. Hier porträtierte sie ihn 1985.

Sie malte als eine der ersten Frauen männliche Akte, von denen ich einige im Video zeige.

 

Sie arbeitete gern in Reihen,

und sie sprach auch gern über ihre geplanten Arbeiten (zumindest mit mir).

hier zwei aus der Reihe "Café Haus"

und aus der Reihe "S-Bahn"

 

hier noch einmal ein Foto von ihr in der Fasanenstraße, vor dem Literaturhaus;

auf der Litfaßsäule sieht man das Ausstellungsplakat zu den Caféhausbildern (2010)

 

 

und hier eins der Bilder, die sie mir schenkte: ein Siebdruck, Schuhladen in der Uhlandstraße.

 

 

Einen kleinen Fehler von gestern muss ich korrigieren: sie mischte die Pastellfarben nicht mit Acryl, sondern mit Tempera, das man mit Ei anrührt. Daraus enstand die faszinierende Wirkung, das Flüchtige mit einem opaken Charakter und dauerhaften Zustand zu verbinden.

 

hier der Katalog ihrer letzten Ausstellung, für den ich einen Text schreiben durfte!