Schönheit und Fragilität der Natur und des Stadtraums
fangen Ina Abuschenko-Matwejewa und Barbara Schnabel in ihren Arbeiten ein.
Meditationen über die Formen, die die Natur hervorbringt, aber auch urbane Impressionen, die sie festhalten und verwandeln. Beide Künstlerinnen nähern sich mit höchst unterschiedlichen Ansätzen einer flüchtigen Vergänglichkeit, die in Zeiten der Zerstörung von Städten wie natürlichen Umgebungen immer greifbarer und gefährdeter zu werden scheint.
Die zarten Grashalme im Potsdamer Neuen Garten, ein geheimnisvolles Dickicht in Ligurien, die faszinierende Form alter Bäume im Botanischen Garten von Lissabon, ein Eukalyptuswäldchen oder eine riesige Kaktuspflanze auf Sardinien. Gerüche, Hitze, Wind: Lassen sie sich sichtbar machen? Welche Bedeutung haben sie für uns?

Beide Künstlerinnen skizzieren, notieren und abstrahieren ihre Eindrücke. Daraus ergeben sich wiederum künstlerische Formen, die einen anderen Blick auf die Formen von Gräsern, Büschen udn Bäumen werfen lassen.
"Operette" von Ina Abuschenko-Matwejewa

"Waldstück" von Barbara Schnabel

Die Fotografin, die festhält, und die Künstlerin, die in Bwegung bringt: durch ihr Miteinander werden Aspekte deutlich, ein stilles Gespräch bietet sich der Betrachterin / dem Betrachter an, ganz im Sinne des altmodischen Worts Zwiegespräch.
Ein Zwiegespräch beinhaltet stets einen Augenblick der Konzentration, die Verlangsamung der Zeit.
Das Wort "Zwiegespräch"
kam um 1800 auf, zur Zeit der Romantiker also, die, wie die beiden, fasziniert von der Natur, Fragmenten und winzigen Dingen, den Austausch über die Geheimnisse des Lebens bei intimen, köstlichen Begegnungen führten, gern an einem ruhigen Ort, am liebsten sogar in der Natur. Ein Zwiegespräch, so lehrt uns das Grimmsche Wörterbuch, führt auch die Seele mit sich selbst, der Mensch mit seinen eigensten Gedanken und auch in der inneren Auseinandersetzung, dem geistigen Umgang mit der Kunst.
Tanja Langer
eröffnete die Ausstellung der beiden im März 2016 in der Galerie Mutter Fourage, Berlin-Wannsee zusammen mit Kurator Wolfgang Siano, und schrieb den Essay für diese Veröffentlichung.
Ina Abuschenko-Matwejewa
wurde 1969 in Bernau geboren, studierte in Dresden und Berlin, sie lebt in Eberswalde bei Berlin. Ihre Ausstellungen und Stipendien führten sie durch halb Europa, u.a., Stipendium der Stiftung Kulturfond Berlin, Villa Serpentara, Atelierstipendium der Akademie der Künste Berlin, Kunstförderpreis des Landes Brandenburg. Ihre Arbeiten, in denen sie auf eigene Weise die Spannung von Licht und Farbe untersucht, wurden an vielen Orten gezeigt, zuletzt 2015/16 Tragweite, dkw Cottbus, 2014 "Oppetreppe", Galerie der Bausparkasse Schwäbisch Hall, 2013 "Poesie des Fragments", Kloster Chorin. Ihre Reihe "Schattenmänner" wurde 2016 beim Opernprojekt "Die Kriminellen der Frau A. - Auf dem Weg zu Ovartaci" in der Werkstatt der Deutschen Oper Berlin gezeigt.
Barbara Schnabel
wurde 1966 in Berlin geboren, studierte Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, bevor sie 1987 nach West-Berlin ausreiste. Ihre Arbeiten befinden sich u.a. in der Fotografischen Sammlung der Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Von zentraler Bedeutung in ihrer künstlerischen Arbeit ist die Auseinandersetzung mit den Themen Vergänglichkeit, Erinnerung und die Frage nach dem Gedächtnis der Dinge. Für ihr Projekt remember me (zusammen mt el.doelle) und die Umsetzung als künstlerische Intervention in der ornithologischen Sammlung des Naumann-Museums Köthen erhielten sie 2016 ein Stipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt.
weitere Titel im Bübül Verlag siehe bübül art books!